Rituale sind ein fester Bestandteil unseres Lebens – sowohl an Festtagen wie im Advent und zu Weihnachten als auch im Alltag von Familien, Religionsgemeinschaften, Sportgruppen und beruflichen Teams.
Rituale geben uns Sicherheit und verleihen unserem Zusammenleben eine Struktur.
Daher können sie gerade auch in Meetings eine wichtige Rolle spielen. Und mit Ritualen kannst du die innere Verbundenheit im Team aufbauen.
Was sind Rituale?
Die amerikanische Ritualforscherin Barbara Fiese hat die Botschaft der Rituale in drei, wie ich finde, wunderbaren Sätzen zusammengefasst: „This is who we are. This is right. This is what we look forward to and who we will continue to be across generations.“ Sinngemäß bedeuten sie: Das sind wir. Das ist richtig. Und so wird es bleiben.
Die wichtigsten Merkmale von Ritualen nach dem Literatur- und Kulturwissenschaftler Burckhardt Dücker:
- Sie haben ein festes, unveränderliches Ablaufschema.
- Ihnen wohnt eine gewisse Festlichkeit inne.
- Sie werden regelmäßig wiederholt.
- Sie haben in der Regel einen genau definierten Kreis der Teilnehmenden.
- Sie haben eine „dramatische Struktur“.
- Sie haben eine „ästhetische Dimension“.
Die Zusammenstellung fundiert auf dem folgenden GEOArtikel von Harald Martenstein über Familienrituale.
Was macht Rituale aus?
Im Ritual lernen wir, wie es Burckhard Dücker formuliert hat, eine Gruppe zu bilden und zu stärken. Das Ritual ist ein Mittel zur „Binnenintegration“ und „Außenabgrenzung“, d.h. wir stärken den Zusammenhalt nach innen, bauen starke Verbindungen auf und stellen ein Gemeinschaftsgefühl her.
Die Kehrseite der Medaille ist dann die Außenabgrenzung. Wir machen klar, dass es nicht einfach ist, in den Kreis hineinzukommen. Die Zugehörigkeit wird als etwas Besonderes empfunden.
Rituale geben uns Sicherheit und schaffen die Atmosphäre der Besonderheit.
Der evolutionäre Vorteil, den Rituale bieten, liegt auf der Hand: Bei unseren Vorfahren hatten diejenigen, die in einer Gruppe fest verankert waren, größere Überlebenschancen als Einzelgänger, die allein für sich sorgen mussten.
Wir üben Rituale oft nur zu bestimmten Anlässen aus. Die Anlässe können täglich wiederkehrend sein wie das Ritual, kleine Kinder ins Bett zu bringen und ihnen dann eine Geschichte vorzulesen. Oder es sind jährliche Feste wie Geburtstag, Beginn der Sommerferien oder Weihnachten. Oder es gibt Rituale in Organisationen, an denen die Beteiligten nur einmalig teilnehmen wie Transitionsrituale vom Kindergarten in Schule.
Eine große Rolle spielen Rituale über Familien hinaus in Religionsgemeinschaften, Vereinen und regional verbundenen Gemeinschaften.
Mit Ritualen Verbundenheit im Team aufbauen
Rituale können in Meetings eine wichtige Rolle haben. Sie können Strukturen geben, für Fokus sorgen, Verbindungen stärken und für Erfrischung sorgen. Hier habe ich dir Vorschläge für Rituale aufgelistet. Schon die Einführung eines einzigen Rituals wie z.B. Check-ins kann die innere Verbundenheit im Team deutlich stärken.
Hier gilt: weniger ist mehr. Und Rituale müssen authentisch sein und aus und mit der Gruppe wachsen. Eine Anordnung von Ritualen funktioniert nicht.
Rituale am Anfang oder Ende eines Meetings
Gesprächsrunde vor dem Meeting
Eine informelle Runde von 5- 10 Minuten vorab, in der über alles gesprochen werden kann – nur nicht über arbeitsbezogenen Themen.
One minute to arrive
Eine Minute stilles Ankommen und Einchecken für alle Teilnehmenden, um sich auf das folgende Meeting zu konzentrieren.
Check-in
Check-out
Rituale für mehr Fokus und Engagement
Gemeinsame Geräuschkulisse:
„Wir wollen eine Minute lang den Raum aller Teilnehmenden für eine kleine Übung wahrnehmen.“
„Bitte macht dafür Eure Mikrofone an – unabhängig von den vorhandenen Hintergrundgeräuschen.“
„Bitte schließt eure Augen.“
„Jetzt schweigen wir für ca. 30 Sekunden und fokussieren auf das, was wir hören.“
(nach 30 Sekunden) „Danke fürs Zuhören. Was wir gerade erfahren haben, war unsere gemeinsame Geräuschkulisse, die wir zusammen wahrgenommen haben.“
Rituale zur Erholung und Bewegung
Hier stelle ich ein paar einfache Übungen zusammen, die alle Teilnehmenden gleichzeitig unter Anleitung und mit laufender Kamera durchführen können:
Nacken stretchen im Sitzen oder Stehen
Die Arme abwechselnd zur Decke strecken und sich möglichst lang machen
Schulter abwechselnd nach vorn und nach hinten kreisen
Hacker: Aufrecht hinstellen, Arme neben dem Körper, Unterarme im 90-Grad-Winkel beugen, kleine schnelle Hackbewegungen durchführen
Auf der Stelle marschieren
Rituale zur Stärkung der Verbundenheit
Feedback geben
Die Teilnehmenden geben nacheinander Feedback an jeweils einen Teilnehmenden: „Ich habe heute von Dir gelernt, dass …“
Am Lagerfeuer oder am Strand
Die schönsten Gespräche finden in einer vertrauensvollen oder bewegenden Atmosphäre statt wie z.B. am Strand oder am Lagerfeuer. Dazu sucht einer der Teilnehmenden vorher ein entsprechendes Video aus, dass während des Gesprächs mit höchstens vier Teilnehmenden – in angenehmer Lautstärke läuft
Rituale für besondere Meetingformate
High-Five-Fridays:
Was haben wir gemeinsam als Team in dieser Woche erreicht? Für was wollen wir uns feiern?
Zum Thema „Rituale für inoffizielle Treffen und Feiern“ folgt in Kürze ein eigener Artikel.
Fazit
Für die Qualität der Teamarbeit und die Verbindung im Team sind Rituale wichtig. Diese sollten bewusst initiiert und gepflegt werden – oder auch versabschiedet werden, wenn sie für die Gruppe nicht mehr taugen.