Meine wichtigsten Learnings zum Thema Newskonsum reduzieren und was ich persönlich daran geändert habe, habe ich hier für dich zusammengefasst. Ich hoffe, du findest hier die eine oder andere Inspiration für dich.
Und daraus ist spontan eine wunderbare Idee entstanden, die ich dir am Ende des Beitrags erzähle.
Die Blogparade von Marion Abend unter dem Motto Gesund im Nachrichten-Wirrwarr hat mich zu diesem Blogartikel motiviert – und so habe ich mich entschlossen, einen Blogartikel etwas abseits meines eigentlichen Themas Digitale Meetings und Workshops zu schreiben.
Warum mich das Thema Nachrichtenkonsum anzieht
Ich habe mir in den letzten Wochen und Monaten bewusst Zeit genommen, Sachbücher zu lesen. Obwohl mich diese interessierten, habe ich gemerkt, dass es mir sehr fällt, mich länger auf Texte zu konzentrieren. Ich kam schnell in eine Spirale, in der ich mir Vorwürfe machte, dass ich mich nicht (mehr) konzentrieren kann und das, obwohl die äußeren Bedingungen dafür gerade eigentlich gut waren.
Schließlich fiel mir wieder ein, dass ich im September 2019 während eines wunderbaren und entspannten Urlaubs das Buch von Rolf Dobelli Die Kunst des digitalen Lebens gelesen hatte. Die Erkenntnisse waren dunkel in meinem Hinterkopf – die Umsetzung bzw. Reduzierung meines Nachrichtenkonsums allerdings nur sporadisch und überhaupt nicht konsequent.
Eines der Sachbücher in den letzten Wochen war das Buch von Oliver Burkeman 4000 Wochen zum Thema Zeitmanagement mit der Kernaussage, dass Zeitmanagement nicht funktioniert. Burkeman schreibt ein intensives Plädoyer dafür, dass wir die Endlichkeit unseres Lebens erkennen und akzeptieren. Meine Learnings aus dem Buch habe ich hier auf Linkedin zusammengefasst. Warum ich das Buch hier nenne? Weil ich oft „alles“ lesen will und dann natürlich gnadenlos scheitere. Und das bringt Burkeman in seinem Buch sehr klar zum Ausdruck. Die Angebote sind heute so überwältigend groß und unser Leben endlich – wir können nicht alles schaffen und sollten uns daher von dem Druck befreien. Im Moment nehme ich es fast täglich in die Hand und arbeite daran, meinen Endlichkeit zu akzeptieren.
Langsam dämmerte mir, dass mein Leseverhalten mit meinem Nachrichtenkonsum und der Informationsflut, die ich in mein Leben lasse, zusammenhängt. Ich hätte es ja schon vorher wissen können.
Und dann stolperte ich noch über das Buch von Ronja von Wurmb-Seibel Wie wir dir Welt sehen, das mich zu weiterem Nachdenken und vor allem ins Handeln gebracht hat.
Was sind eigentlich Nachrichten?
Nachrichten vermitteln uns den Eindruck, dass sie das richtige Leben wiedergeben. Dabei sind sie eine äußerst kleine Auswahl des Weltgeschehens für einen bestimmten Zeitraum. Diese Auswahl wird in Redaktionen von News-Medien getroffen. Und die Auswahl dieser Artikel beruht nicht auf Relevanz des (langfristigen) Weltgeschehens, sondern darauf, was kurzfristig Aufmerksamkeit bzw. Klicks generiert.
Alles das, was uns Lesende erschauern, erschrecken, aufregen lässt, ist gut für eine Nachricht, weil wir uns davon mitreißen lassen.
Die Auswahl fokussiert auf dramatischen Nachrichten, da wir am Schicksal – auch von uns unbekannten – Menschen interessiert sind. Welche Folgen das für uns und unser Weltbild hat, beschreibe ich Dir im nächsten Kapitel.
Sehr spannend finde ich den Ansatz von Ronja von Wurmb-Seibel, die im Newskonsum nicht nur die aktuellen Nachrichten sieht und das was wir auf Social Media teilen, sondern sie darunter auch die ganzen Geschichten fasst, die wir uns gegenseitig erzählen – in der Familie, in der Schule, auf der Straße, auf der Arbeit, im Netzwerk oder im Restaurant beim geschäftlichen oder privaten Mittagessen.
Und auch hier fokussieren wir uns auf auf schlechte Nachrichten statt die kostbare gemeinsame Zeit für konstruktive Gespräche zu nutzen.
Was bewirkt Nachrichtenkonsum?
Wie ich bereits oben erwähnt habe, merke ich, dass ich durch den Nachrichtenkonsum eine deutlich gesunkene Aufmerksamkeit habe.
News sind „für den Geist, was Zucker für den Körper ist“, schreibt Rolf Dobelli. Gerade, wenn ich an einer Aufgabe sitze, die mich nicht 100%ig begeistert, dann merke ich, wie mein Kopf nach dem Zucker lechzt und ständig auf der Suche nach neuem Input oder neuer Belohnung aus den sozialen Netzwerken ist. Und es hilft ja auch nichts, mich über mein eigenes Verhalten zu ärgern. Ich sollte mich langsam, aber stetig vom Zucker entwöhnen.
Wenn wir aber immer nur schlechte Nachrichten über Unglücke und Verbrechen, Börsencrash und Inflation, Klimawandel und Naturkatastrophen lesen, schätzen wir Risiken falsch ein. Denn die Nachrichten setzen auf Kurzfristiges. Was wir in Nachrichten nicht wahrnehmen, sind langfristige – und damit meist gute – Nachrichten über bessere Bildung und Einkommen, Wohnqualität und Arbeitsbedingungen. Besonders eindrücklich schildert dies Hans Rosling in seinem Buch Factfulness, in dem er zu Beginn den sehr unterhaltsamen Gapminder-Test stellt, in dem wir unser Wissen über die Welt testen können.
Ich verspreche dir, dass du einen Großteil der Fragen falsch beantworten wirst. Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Es ist sogar gut möglich, dass ein Schimpanse bessere Antworten gibt als du.
Exkurs: Wir überschätzen kurzfristige Entwicklungen und vernachlässigen langfristige Entwicklungen. Bestes Beispiel sind hier die Neujahrsvorsätze, von denen wir uns schon nach wenigen Tagen sichtbare Resultate wünschen. Dass wir an 350 Tagen im Jahr nicht gesund leben, soll spurlos an uns vorüber gehen. Die kleinen Sünden bemerken wir nicht sofort, aber nach einigen Monaten und manchmal auch erst nach Jahren, dann aber in aller Deutlichkeit und vielleicht sogar mit einem (unerwarteten) Schicksalsschlag.
Basierend auf einem Zitat des Philosophen Epiktet „Wohin du deine Aufmerksamkeit richtest, bestimmt, wer du wirst. Wenn du nicht selbst bestimmst, mit welchen Gedanken und Bildern du deinen Kopf füllst, werden es andere für dich bestimmen“ hat Oliver Burkeman im Kapitel „Das Wassermelonen-Problem“ anschaulich unseren Aufmerksamkeitsfokus geschildert. Millionen von Menschen haben für 44 Minuten zwei Journalisten bei einem Experiment zugeschaut, wie sie ein Gummiband nach dem anderen um eine Wassermelone anbrachten, so dass diese nach dem 686. Gumminband endlich explodierte.
Wir lassen unsere Aufmerksamkeit treiben und werden von Dingen angezogen, die wir eigentlich gar nicht ansehen möchten.
Durch den Konsum schlechter Nachrichten werden wir passiv. Wir haben das Gefühl, dass die schlechten Nachrichten so übermächtig sind, dass wir uns nicht in der Lage sehen, etwas zu tun.
Und zu guter Letzt: Schlechte Nachrichten zerstören unseren Seelenfrieden und unsere innere Ruhe, weil wir ständig von Unglücksnachrichten umgeben sind.
Was ich schon an meinem Nachrichtenkonsum geändert habe
Keine Mails und Social Media während konzentrierter Projektarbeit
Um ungestörter arbeiten zu können, schließe ich meinen Mail-Account und melde mich auch in Social Media ab. Mein Handy lege ich den oft in einen Nebenraum. Auf dem Handy habe meine Benachrichtigungen aber sowie schon lange weitestgehend abgeschaltet. Lediglich bei Mails und den Messengern lasse ich mir noch die Kennzahlen anzeigen, Töne hatte ich nie aktiviert. Wenn ich aber auch hier für Ruhe sorge, kann ich in der Regel konzentrierter arbeiten.
Keine News-Apps mehr auf dem Handy
Ich habe meine News-Apps auf dem Handy gelöscht. Keine Nachrichtensnacks mehr zwischendurch.
Konzentrierter Nachrichtenkonsum
Ich lese die digitale Tageszeitung zum Frühstück oder danach. Social Media zum Arbeitsbeginn kurz checken und dann für ca. 30 bis 45 Minuten nach dem Mittagsspaziergang und evtl. noch mal kurz vor Feierabend.
Hier überlege ich, ob ich zwischen den Jahren meine Social Media-Aktivitäten nochmals deutlich reduziere.
Tipps von Ronja von Wurmb-Seibel, „Wie wir die Welt sehen“
Ich werde mir einen Überblick verschaffen, welche Geschichten, Nachrichten, Filme, Bücher, Anekdoten ich jeden Tag höre, sehe oder lese – und vor allem, ob diese negativ sind oder nicht.
Ich werde mir die Frage stellen, welche Glaubenssätze durch die Geschichten und Nachrichten, die ich konsumiert habe, entstanden oder bekräftigt sein könnten. Wissen über meine Glaubenssätze hilft mir, bessere Entscheidungen zu treffen.
Die beiden oben genannten Punkte sind zwei von insgesamt 25 Tipps. Diese beiden sind für mich jetzt ein guter Einstieg.
Quellen für einen konstruktiven Journalismus – Eine subjektive Auswahl
Auf der Suche nach alternativen Nachrichten und Informationsquellen habe ich im Frühjahr diesen Jahres endlich Podcasts für mich entdeckt.
Und da bin ich auf eine wahre Fundgrube von sehr guten Podcasts gestoßen. Das ist meine kurze kleine und Auswahlliste. Nach dem Hören einer jeden Folge fühle ich mich gut informiert und sehe, dass doch auch viel Gutes in der Welt passiert.
Inzwischen ist es mir zu einer guten Gewohnheit geworden, während meiner mittäglichen Spaziergänge jeweils einen Podcast zu hören und damit meinen Fokus von den schlechten auf die guten Nachrichten zu richten.
Podcasts
Der Wandel ist weiblich
Der Podcast erhält über Frauen, die sich in besonders armen, gewalttätigen oder unfreien Ländern bilden und damit ihre Gesellschaften verändern und anderen Frauen mutmachen.
Mission Klima – Lösungen für die Krise
In dem Podcast geht es ausschließlich um (neue) Lösungen, die eine Verringerung des Klimawandels bewirken können.
Podcast Zeitkapsel: „Irene, warum hast du den Holocaust überlebt?“
Vier sechzehnjährige Mädchen interviewen die 90jährige Irene Butter geb. Hasenberg, die mit 13 Jahren in das Konzentrationslager Bergen-Belsen kam und dieses überlebte.
Streitkräfte und Strategien #Ukraine
In dem Podcast wird über neueste Entwicklungen berichtet, vor allem aber werden die aktuellen Ereignisse eingeordnet. Die Beteiligten berichten äußerst sachlich und fachlich fundiert, äußern aber auch Persönliches, was sie gerade beschäftigt. Im engeren Sinne ist es aus meiner Sicht kein konstruktiver Journalismus, aber qualitativ hochwertig. Daher habe ich ihn in diese kurze Liste aufgenommen.
Nachrichtenportal
Perspective Daily
Das ist ein mitgliederfinanziertes Online-Portal mit einem Artikel pro Tag. Jeder Artikel ist gut recherchiert, es wird sachlich und meist auch aus verschiedenen Perspektiven berichtet. Oft gibt es Links zu anderen Artikeln aus dem Archiv. Die Journalisten haben sich alle dem konstruktiven Journalismus verschrieben und zeigen Möglichkeiten auf, was geändert werden sollte.
Und jeden Sonntag gibt es noch fünf gute Nachrichten!
Was werde ich noch tun? – Selbst gute Geschichten schreiben
Nachdem ich mich die letzten Tage intensiv mit dem Thema Nachrichtenkonsum beschäftigt habe, hatte ich spontan die Idee, selbst gute und positive Geschichten zu teilen.
Nachdem ich die Idee spontan in einer kleinen Community erzählt habe, bekam ich so große Resonanz, dass ich sofort an die technische Umsetzung ging und meinen digitalen Adventskalender mit guten Geschichten angeboten habe. Ich möchte ein Licht anzünden in der dunklen Jahreszeit und mit meinen Geschichten und Informationen Hoffnung und Zuversicht verbreiten.
Hier kannst Du Dich ab sofort anmelden. Ich freue mich, wenn du vom 1. bis 24. Dezember 2023 (wieder) mit dabei bist.
Ich bekomme so viele positive Rückmeldungen auf meine Idee, dass ich ganz überwältigt bin!
Und wer weiß – vielleicht entwickelt sich daraus noch etwas ganz anderes.
Fazit
Für mich ist mein Konsum von Nachrichten und Social Media sowie den Geschichten, die ich erzähle, eine Reise. Die Idee, den Olymp des Nachrichtenverzichts zu erklimmen, hatte ich schon 2019, sie schlummerte dann aber wie so oft vor sich hin. Jetzt ist sie wieder erwacht.
Ich rüste mich für die nächsten Schritte. Das erste ist, meinen digitalen Adventskalender zu teilen, um mehr Raum für gute Geschichte zu schaffen. Und danach werde ich die Zeit nach Weihnachten nutzen, meine Zeit auf Social Media zu begrenzen. Und wer weiß, wohin mich dann die Reise mit den guten Geschichten weiterhin führen wird.
Was sind deine Erfahrungen mit dem Nachrichtenkonsum? Ich freue mich auf einen Austausch mit dir!
Welche Nachrichtenquellen nutzt du, in denen du konstruktive und fundierte Nachrichten liest?
Und aktuell habe ich mein Angebot an guten Nachrichten sogar erweitert. Hier kannst du alle meinen guten Nachrichten lesen.