Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur MeetingDesignerin

Als Kind wollte ich unbedingt Lehrerin werden. Da ein Studium finanziell nicht möglich war, habe ich zunächst eine Ausbildung gemacht. Die Wahl zwischen Reisekauffrau und Buchhändlerin fiel auf Letzteres. Über viele Jahre habe ich mit großer Begeisterung Bücher verkauft, in Buchhandlungen und vor allem in Fach- und Publikumsverlagen.
In den letzten Jahren habe ich mich immer wieder gefragt, ob es nicht noch etwas anderes gibt. Langsam zeichnete sich ein roter Faden ab: Mir wurde klar, dass es mir sehr viel Spaß macht, Meetings und Veranstaltungen zu organisieren. Wenn es bei diesen Treffen einen Gänsehaut-Moment gibt oder wir gemeinsam etwas Besonderes erarbeiten, dann ist es für mich einfach überwältigend.
Nachdem ich erlebt habe, was digital alles möglich ist, und ich einige Erfahrung in IT-Projekten gesammelt habe, war es dann naheliegend, mich intensiv dem Thema digitale Meetings zu widmen. Der Weg dahin war kurvig, geht jetzt aber auf die Zielgerade.

  1. Meine Kindheit: Besondere Momente, wenn ich “Erwachsenen-Sachen” machen durfte. Ich hatte immer viel Spaß und war stolz wie Bolle, wenn ich “Erwachsenen-Sachen” machen durfte. Die erste Erinnerung ist, dass ich mit vier Jahren auf einem Stuhl stehend ganz allein den Abwasch machen durfte. Später hat mein Vater mich öfter mit ins Büro genommen und ich durfte “richtige” Dokumente stempeln und ablegen. (Was würde ich heute dafür geben, dass ich das nicht tun müsste…) In unserer Stadtbücherei war es das Größte, wenn ich am Empfang die Buchaus- und rückgabe übernehmen durfte.
  2. Februar bis Juni 1994: Zurück auf die Schulbank für eine Vollzeitfortbildung. Auf einmal ging es wieder zurück in die Schule – mit 20 anderen Menschen, die alle schon einige Jahre im Berufsleben standen und sich auf dem Mediacampus zur AssistentIn im Buchhandel fortbilden wollten. Wir haben sieben Tage die Woche vom Frühstück bis zum gemütlichen Ausklang am Abend gemeinsam verbracht. Da musste natürlich der eine oder andere Ausflug oder auch eine Reise organisiert werden. Hier wurde ich mir zum ersten Mal auch durch das Feedback der anderen TeilnehmerInnen bewusst, dass ich sehr gern Veranstaltungen und Unternehmungen organisiere.
  3. 27. – 29. Juli 2001: der Start von Personal Performance. Neun Frauen haben sich für ein Wochenende in Stuttgart für eine selbst organisierte Fortbildung mit einer Trainerin zum Thema “Führung” getroffen.
    Es blieb nicht bei dem einen Wochenende: Wir haben in den letzten 21 Jahren jedes Jahr gemeinsam an beruflichen und persönlichen Themen gearbeitet und uns weiterentwickelt.
    Diese Wochenenden waren mit vielen sehr bewegenden Momenten verbunden, da wir Elemente des Psychodramas eingesetzt haben. Ich habe daraus mitgenommen, wie wichtig es ist, eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, so dass ein sehr intensiver Austausch und neue Lösungswege entstehen können.
Fünf Teilnehmerinnen bei einem der ersten PersonalPerformance-Wochenende
  1. 8. Juni 2008: Meine silberne Konfirmation. Der Pastor wollte mit uns silbernen Konfirmanden den vom Treffpunkt aus kürzesten – und unfeierlichen – Weg in die Kirche gehen. Einer der Konfirmanden bestand glücklicherweise darauf, dass wir wie vor 25 Jahren in Zweierreihen die ursprüngliche Strecke auf der Straße zur Kirche gehen. In diesen wenigen Minuten der feierlichen Prozession lief vor meinem inneren Auge ein Film ab – von der ersten über die silberne bis zur hoffentlich stattfindenden Feier der goldenden Konfirmation.
    An diesem Tag wurde mir mal wieder bewusst, wie wichtig vermeintliche Kleinigkeiten für die Gestaltung von Feiern und Zusammensein sind.
  2. Spätherbst 2010: Wie verkaufe ich einen Stuttgart21-Roman überregional? Dem Theiss-Verlag, bei dem ich damals als Vertriebs- und Marketingleiterin arbeitete, war der Coup gelungen, den bekannten Autoren Heinrich Steinfest für einen Roman über Stuttgart 21 zu gewinnen.
    Meine Herausforderung: wie kann ich auch die überregional tätigen Vertreter dazu gewinnen, sich dafür einzusetzen? Unter der Führung von Heinrich Steinfest sind wir während einer großen Montagsdemo durch die Innenstadt und den Schloßgarten gegangen. Das anschließende Abendessen und viele Diskussionen zu Stuttgart21 fanden im PLENUM, dem Restaurant des baden-württembergischen Landtags, statt. Währenddessen wurde vor unseren Fenstern weiterhin eindrucksvoll hörbar und durch vermummte Polizei begleitet demonstriert. Das direkte persönliche Erleben hat damals alle Beteiligten nachhaltig bewegt.
  3. Oktober 2016 bis April 2018: meine Fortbildung zum Digital Transformation Manager an der SHIFTSCHOOL . Ich habe sehr viel über Digitale Transformation, Mindset und Veränderung gelernt. Und ich habe auch sehr viel über die Gestaltung großer Momente, sei es beim Onboarding, den Challenges, einigen tollen Feiern und den morgendlichen Kunstritualen von Thor van Horn gelernt.
    Am 6. Mai 2017 durfte ich mein Ritual durchführen: Wir haben uns in Vierergruppen gegenseitig wertschätzendes Feedback gegeben und das Lob abgeschlossen, indem wir dem anderen ein Band ums Handgelenk gebunden haben, das uns den ganzen Tag an das Lob erinnert hat. Danke an Clemens Baron, der mich damals überzeugt hat, noch den Abschlussmoment fotografisch festzuhalten, den ich jetzt nicht nur hier zeigen kann, sondern den sogar Thor van Horn auf seiner Startseite von Quantum Kunst verwendet.
Abschluss des Kunst-Rituals
  1. 13. März 2020: “Erhabene” Lektüre auf dem Stuttgarter Fernsehturm. Einige Tage zuvor war ich auf das Buch Joyful von Ingrid Fetell Lee gestoßen, das wirklich große Freude erzeugt. Die Autorin hat zehn Motive herausgearbeitet, die uns Freude bereiten.
    Ich entscheide mich für eine spontane Fahrt zum Stuttgarter Fernsehturm, setze mich dort in das Höhenrestaurant und lese das Kapitel “Erhabenheit: Erhöhung, Leichtigkeit, Transzendenz”, während ich den wunderbaren Ausblick genieße, die Welt von oben betrachte und ganz neue Gedanken entwickle. Ein wahrer Moment der Freude! Und das Buch ist auch heute noch für mich eine große Inspirationquelle, um Begegnungen und auch meine Umgebung freudebringend zu gestalten!
Das Buch Joyful beeindruckt mich auch heute noch!
  1. Frühjahr 2020: Extended Team Member beim u.lab 2x. Ich habe viel über die Methode der Theorie U gelernt und vor allem, wie wunderbar konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit funktionieren kann. Wir haben im digitalen Raum so intensiv und vertrauensvoll gearbeitet, dass sogar eine Aufstellung, bei der jede für sich vor Ort war, gelang und neue Erkenntnisse vermittelt hat. Am Ende war es diese intensive Erfahrung, die mich dazu gebracht hat, mich mehr mit dem Thema “Digitale Meetings” auseinanderzusetzen.
  2. 4.-6. November 2020: Die erste digitale Jahrestagung der BücherFrauenwelch ein Erlebnis! Ich war Mitglied im Organisationsteam. Dies war zwar bereits meine fünfte Jahrestagung, die ich bei den BücherFrauen mit organisiert habe, aber auch meine erste digitale Großveranstaltung.
    Da viele Teilnehmerinnen noch wenig Erfahrung mit digitalen Konferenzen hatten, haben wir ein einfaches Tool gewählt. Es gab ausführliche schriftliche Anleitungen, mehrere Onboarding-Termine mit der Möglichkeit zur Fragestellung sowie einen Film zur Anmeldung beim Konferenztool Qiqochat. Mit diesen Maßnahmen haben wir nachhaltig Vertrauen aufgebaut und es so – und natürlich mit einem abwechslungsreichen und spannenden Programm – geschafft, für alle ein sehr überraschendes und positives Erlebnis zu kreieren.
  3. Frühjahr und Herbst 2021: Ich mache mit bei Workingoutloud #FrauenStärken. Im Frühjahr habe ich an meiner digitalen Sichtbarkeit gearbeitet und meine Homepage neu gestaltet. Im Herbst-Programm habe ich mich verstärkt mit der Wir-Qualität “Hingabe und Loslassen” auseinandergesetzt. Mich hat die Frage umgetrieben, ob ich mich vollständig meiner Selbständigkeit widmen und damit meine Festanstellung loslassen möchte. Der Austausch mit den vielen Frauen in diesem Netzwerk und auch einigen anderen war für mich sehr hilfreich, und am Ende fiel meine Entscheidung.
  4. Heute bin ich seit einem guten Jahr als MeetingDesignerin nebenberuflich selbständig. Ich habe meine ersten Kurse “Digitale Meetings und Workshops” sowie eine Reihe weiterer Webinare und Moderationen durchgeführt. Ich merke, wie wichtig es ist, gemeinsame Zeit gut zu gestalten und erinnerungswürdige Momente zu erzeugen. Ich möchte viele Menschen dazu ermutigen und ihnen zeigen, wie man diese Magic Moments im digitalen Raum kreieren kann.
    Der nächste Schritt soll in die Selbständigkeit gehen. Viele sagen, dass sei ein mutiger Schritt. Für mich fühlt es sich wie eine konsequente Fortsetzung der bisherigen Schritte an.
Blick in die Zukunft

 

2 Gedanken zu „Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur MeetingDesignerin“

  1. Herzlichen Glückwunsch zum Weg in die Selbstständigkeit, Gesa! Du bist ja bestens vorbereitet (auch, weil du dich ja nicht erst seit gestern mit dem Gedanken beschäftigst). Ich drücke die Daumen für nen guten Start.

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