In der Mutacademy bekommen die teilnehmenden Jugendlichen, die kaum Lesen und Rechnen können, vor allem eines: Wertschätzung. Das ist etwas, was sie in der Schule und im Elternhaus oft nicht erfahren haben. Sie trauen sich nichts zu, weil niemand an sie glaubt – und weil sie nicht wissen, wie sie aus ihrer Situation herauskommen.
Jedes Jahr verlassen in Deutschland 48.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss, 250.000 Jugendliche sind arbeitslos. Allein in Hamburg findet nur jeder dritte Jugendliche nach der Schule direkt einen Ausbildungsplatz.
Hier setzt die Mutacademy an, die 2017 gegründet wurde, und Jugendliche im letzten Schulhalbjahr, der Bewerbungsphase und während der Probezeit ihrer Ausbildung begleitet – vor allem durch sogenannte Mutcamps. Hier können die inzwischen 10 hauptamtlichen Mitarbeiter:innen und vielen ehrenamtlichen Helfer:innen jedes Jahr gut 100 Jugendliche bei ihrem Start in die Ausbildung unterstützen.
Die Jugendlichen Mut machen für neue Schritte
“Darum geht es hier – mutig sein, Ängste überwinden, sich von destruktiven Selbstbildern verabschieden und erkennen: Ich bin wer, ich kann was, ich wage einen neuen Schritt. … Alle, die es gewagt haben, sind zwischen 15 und 17 Jahre alt, struggeln in der Schule, haben kaum Unterstützung zu Hause, wenig Aussicht auf einen guten Abschluss, schon gar nicht auf eine Lehrstelle. … Oft hängen sie seit Jahren fest in den Bildern, die sich Lehrkräfte, Eltern, Peergroup von ihnen machen: Loser.”
Die vier Gründer:innen der Mutacademy wollen etwas tun für die Jugendlichen am Rand der Gesellschaft. Sie signalisieren ihnen, dass sie für sie da sind. Sie stellen ihnen Fragen: “Was ist mir wichtig?” “Was sind meine Stärken?” Und sie vermitteln den Jugendlichen, was sie alles können.
Zum Abschluss des Mutcamps führen die Jugendlichen vor einer Jury ein Probe-Bewerbungsgespräch durch. Dabei sitzen sie vor Mitarbeiter:innen von großen Firmen.
“Dass solche Leute kommen, können die Jugendlichen kaum fassen – bis sie begreifen: Ich bin es wert.”
Die Idee, etwas wert zu sein, pflanzt die Academy den Jugendlichen von Anfang an in den Kopf.
Der Artikel erschien im enorm Magazin in der Ausgabe 5/2022.
Dir hat dieser Artikel gefallen? Dann könnte dir auch der Beitrag Inklusive Hochschule gefallen.